Der Wilde Westen - Cowboy und Indianer

Der Begriff Wilder Westen ist eine doppelt verwendbare Bezeichnung für ein geographisches Gebiet der USA und für einen Zeitabschnitt des 19. Jahrhunderts. Das Gebiet, dass als Wilder Westen bezeichnet wurde, lag grob gesagt mehrheitlich westlich des Flusses Mississippi. Dieses Gebiet war bis 1867 größtenteils nicht in Bundesstaaten organisiert. Die Phase des Wilden Westens endete um 1890, als die letzte große Besiedlungsphase endete. Die Öffnung der letzten, noch existierenden Indianerterritorien für die Besiedlung von Immigranten aus Europa und von Angloamerikanern auf dem Gebiet des heutigen Bundesstaates Oklahoma wird als "Oklahoma Land Run" bezeichnet. Dabei kam es 1890 zur letzten großen Schlacht der Indianerkriege am Wounded Knee Creek im Bundesstaat South Dakota.

Cowboy im Wilden Westen mit Pferd

Der Anfang des Wilden Westens

Die Ursprünge der Besiedlung des Wilden Westens waren hauptsächlich europäische Einwanderer. Getrieben von der Armut in Europa zogen sie über die Ostküste der USA ins Landesinnere auf der Suche nach billigem Land und nach Handelsmöglichkeiten mit den einheimischen Indianern. So entstanden nahe der "Frontier", der Grenze zum Lebensraum der Indianer, viele neue Berufe und Lebensmöglichkeiten. Neben Jägern und Fallenstellern waren das vor allem die Trapper, die wegen ihrer Ortskenntnis im Indianergebiet besonders gefragt waren. Die Kenntnisse der Indianersprachen und die teils guten persönlichen Beziehungen zu den Stämmen erleichterten die anfangs noch recht gewaltfreien Beziehungen der Siedler zu den Indianern.

Die Folgen

Der Wilde Westen Bild  - PrärieDies änderte sich einige Jahre später. Geführt von den Trappern zogen immer mehr Siedlertrecks Richtung Westen und begannen, systematisch die Indianer von ihrem Land zu verdrängen. So begannen die Indianerkriege der Siedler und der US-Armee mit den Indianern. Den Indianern wurde dabei nicht nur das Land gewaltsam geraubt, sondern ihnen wurden auch von den Weißen die Tiere durch übermäßiges Jagen als Lebensgrundlage entzogen. Diese brutale Enteignung wurde Jahrzehnte später immer mehr verklärt und es wurde daraus ein heroischer Kampf der weißen Siedler gegen die bösen, blutrünstigen Indianer mit ihren primitiven Riten. In Wahrheit war es ein reiner Überlebenskampf der europäischen Flüchtlinge. Die Zeit dieser Pioniere wurde statt historischer Fakten mehr und mehr zu einer Legendenbildung mit oft vollkommen erfundenen Geschichten.

Der Goldrausch im Wilden Westen

Diese Welle der Immigranten kam Mitte des 19. Jahrhunderts während des Goldrauschs bis an die Westküste der USA in die Gegend von San Francisco. Dort war das Land noch erschwinglich und die Hoffnung auf wertvolle Edelmetalle trieb tausende Siedler nach Westen. Der Höhepunkt dieser Siedlungsgeschichte war dann die gesetzliche Absicherung der Inbesitznahme von Indianerland durch ein US-Gesetz von 1862, den Homestead Act. Ab diesem Moment wurden die Siedler immer rücksichtsloser. Aus der Verdrängung wurde mehr und mehr eine regelrechte Ausrottung der Indianer. Angetrieben wurde dieser Kampf von einer neuen Welt, die schon erste Zeichen der Industrialisierung zeigte. Nach den Postkutschenlinien der 1860er Jahre kam die Eisenbahn als schnelleres Transportmittel hinzu und brachte so Waren und Menschen derart schnell in den Westen, dass die Indianer diesem Tempo nichts mehr entgegen zu setzen hatten. Dazu kamen die immer moderneren Schusswaffen. Spätestens mit dem neueren Modell der Winchester 66 des Jahres 1866, bei der alle technischen Mängel des Vorgängers wie die oft verschmutzten Patronen beseitigt worden waren, wurde die Überlegenheit der Siedler gegenüber den Indianern immer größer.

Cowboys und Indianer

Der Mythos des Wilden Westens wurde dann auch ganz im Stile der späteren Hollywood-Filme durch die Banditen und Revolverhelden geprägt, die ab Mitte der 1860er Jahre vermehrt nach Westen zogen. Als Folge des amerikanischen Bürgerkriegs zogen viele entwurzelte und vom Bürgerkrieg gezeichnete ehemalige Soldaten in den Westen. Diese Menschen kamen vor allem aus den Südstaaten. Die abtrünnigen Südstaaten hatten den Bürgerkrieg verloren und viele der dortigen Farmen, deren Existenz auf der Sklaverei beruht hatte, waren ohne diese billigen Arbeitskräfte nicht mehr konkurrenzfähig. Eine weitere Gruppe, deren Existenz durch die neue Zeitrechnung an Bedeutung verloren hatte, waren die Cowboys. Die Cowboys im klassischen Sinn waren in erster Linie Viehtreiber, die ganze Herden über hunderte von Meilen zu den Schlachthöfen oder großen Weiden geführt hatten. Aber auch sie wurden durch die Industrialisierung und die viel effektivere Eisenbahn als Transportmittel der Rinder nicht mehr derart benötigt wie vorher.

Der Mythos des Wilden Westens

Sheriff BildSo zogen viele dieser Menschen in den Wilden Westen und schlugen sich entweder auf die Seite des Gesetzes oder wurden zu Banditen. Allerdings muss dabei erwähnt werden, dass die Sheriffs und Marshalls oft auch keine echten Vorbilder oder strahlenden Helden wie in den Hollywood-Filmen waren. Legendäre Gesetzeshüter wie Wyatt Earp oder Pat Garrett wurden später völlig verklärt dargestellt. In Wirklichkeit waren sie korrupte Revolverhelden und damit auch nicht besser als die berüchtigten Banditen des Wilden Westens wie Billy the Kid oder die Brüder Jesse und Frank James, die reihenweise Banken und Eisenbahnzüge überfallen hatten.

Die nachträgliche Verherrlichung dieser Sheriffs und Cowboys geschah aber nicht erst durch Hollywood. Bereits Ende des 19. Jahrhunderts erschienen kleine Groschenhefte, sogenannte Dime-Novels, in denen die Geschichten der Revolverhelden romantisiert wurden. Der Hauptprofiteur dieser Groschenromane war der ehemalige Jäger Buffalo Bill, der aus diesen Heften eine geniale Selbstvermarktung entwickelte und auf deren Basis eine international erfolgreiche Western-Show erschuf.